EQA, der kompakte Stromer mit Stern

Heute durfte ich für 2,5h meinen B250e gegen den neuen EQA tauschen und gerne möchte ich meinen ersten Eindruck schildern.

Als langjähriger Mercedesfahrer nimmt man hinter dem Volant Platz und fühlt sich auf Anhieb wohl. Die Bedienung ist, wie man es von Mercedes kennt, intuitiv und auch wenn manche Funktionen mittlerweile anders bedient werden (wie z.B. der Tempomat) so gewöhnt man sich schnell an das neue Handling. Die Verarbeitung ist vorbildlich, kein Klappern oder Knarzen, die verwendeten Materialien wirken überwiegend hochwertig, wenn es mir auch im Vergleich zum B250e noch zu viel Hartplastik an den Türen ist. Der Testwagen hatte das AMG Paket – das Alcantara und die vielen Aluapplikationen werten das Auto deutlich auf, wären mir persönlich aber keinen Aufpreis von 3560€ wert.

Praktisch: die Rücksitzbank lässt sich in drei Teilen umlegen, klappt man z.B. das Mittelteil um, weil längere Gegenstände transportiert werden sollen, so können links und rechts noch Passagiere Platz nehmen. Im Fond sitzt man auch als 1,8m großer Erwachsener bequem, wohlgemerkt wenn 1,8m vor einem sitzen.Von den Außenmaßen ist der EQA auf Niveau des B250e, der Kofferraum wirkt etwas weniger geräumig, bietet aber im direkten Vergleich zum B250e genügend Platz für Gepäck.

Die Fahrleistungen enttäuschen ein wenig, ich hätte mir bei 190PS etwas mehr „Punch“ gewünscht, möglicherweise bin ich aber auch etwas verwöhnt von meiner letzten Probefahrt mit dem Tesla Model 3. Doch es muss kein Tesla sein, mit dem man die Fahrleistungen hier vergleicht, ein iD3 wirkt mit 204 PS ebenfalls deutlich spritziger. Möglicherweise liegt das am Heckantrieb des ID3, gibt man beim an der Vorderachse angetriebenen EQA im Sportmodus Vollstrom, so muss erst einmal das Lenkrad gebändigt werden…das kenne ich so vom ebenfalls frontgetriebenen B250e nicht. Bei 165 km/ setzt dann der Begrenzer der Beschleunigung des EQA ein Ende – schneller fährt er nicht. Trotz 8,9 Sekunden von 0 auf 100 und 165 km/h Spitze, wirkt der EQA nicht lahm, er ist kein Sportwagen, bewegt einen aber souverän von A nach B und das schnelle Überholmannöver macht auch mit diesem Fahrzeug Spaß. Letztendlich spielen diese Werte für viele Elektromobilisten eher eine untergeordnete Rolle, denn mehr noch als die Beschleunigung, spielt die Reichweite eine Rolle und die maximale Reichweite erreicht man nicht im Vollstrom-Betrieb.

Etwas genügsamer dürfte der Verbrauch sein, wenn auch dem EQA im Vergleich zum B250e schon ein etwas sparsamerer Umgang mit dem Strom anzumerken ist. In meinem 80 Kilometer langen Test der durch Stadt, über Land und über die Autobahn führte kam ich beim Verbrauch auf um die 19 kWh/100 km. Da geht definitiv noch weniger, denn wer vorauschauend fährt, keine Spurtversuche unternimmt und nicht mit Höchstgeschwindigkeit fährt, der dürfte den EQA auch auf unter 15 kWh/100 km bringen. So wie ich gefahren bin, lag die kalkulierte Reichweite des EQA bei 380 Kilometern, mit gezügeltem Stromfuß dürfte somit die 400er-Marke zu knacken sein.Überzeugt hat der EQA an der Ladesäule, denn auch wenn ich den Ladevorgang am Hypercharger bei 78% begonnen hatte, so war noch eine Ladeleistung von 70 kW drinnen und selbst am Ende ludt der EQA noch mit 30 kW Ladeleistung.

Fazit: Ein tolles Auto und ein typischer Mercedes aber eben leider auch im Preis. Mit etwas Ausstattung ist man schnell über 50000€ und bedenkt man, dass man ein Tesla Model 3 mit guter Ausstattung schon für 43000€ bekommt, so müssen einem die Tugenden des schwäbischen Fahrzeugbaus schon einen ordentlichen Aufpreis wert sein. Auch wenn sich der EQA nur schwer mit einem Model 3 vergleichen lässt, in Bezug auf Verbrauch, Reichweite und Ladegeschwindigkeit hat Tesla jedenfalls noch die Nase vorn, bei der Wertigkeit und dem Platzangebot hingegen punktet der Stern.

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