Smart forfour EQ – Der kleine Stromer

Smart EQ_FrontDer Weg zur Arbeit, die Fahrt zum Supermarkt oder die Kinder zu einem Termin bringen, ein Großteil der Fahrten, welche wir täglich zurücklegen bewegen sich im Umkreis von maximal 50 Kilometern. Dabei sitzen wir oft alleine im Fahrzeug und es ist eigentlich völlig unnötig, diese Fahrten mit einer Mittelklasselimousine oder einem SUV zurückzulegen. Hinzu kommt der Mangel an Parkraum in den Städten, kein Wunder also, dass Fahrzeuge wie der Smart sich wachsender Beliebtheit erfreuen.

Ideal fürs Tagesgeschäft – Der Smart

Smart EQ_HeckSeit 1998 gibt es den praktischen Stadtflitzer aus dem Hause Daimler, welcher ursprünglich ein Gemeinschaftsprojekt der Uhrenherstelles Smart und des Fahrzeugherstellers Mercedes gewesen ist. Der Name Smart ergibt sich aus Swatch Mercedes und Art, Idee des Erfinders Nicolas G. Hayek war es, ein günstiges Stadtauto zu bauen. Bereits in den 90ern hatte Hayek die Vision, dieses Fahrzeug elektrisch anzutreiben doch es sollten noch einige Jahre ins Land gehen, bis 2012 der erste Smart mit Elektroantrieb angeboten wurde. Da teure Akkus die Fahrzeugpreise nach oben treiben würden, wurde der erste Smart ED mit einem Mietakku angeboten.

Smart soll es künftig nur noch elektrisch geben

Smart EQ_Ladung 2Seit letztem Jahr gibt es nun die dritte Generation des Smart auch mit elektrischem Antrieb und Ziel der Marke ist es, den Smart bis 2020 nur noch mit Elektroantrieb anzubieten. Das könnte funktionieren, denn bei einem Kleinstwagen wie dem Smart spielen Faktoren wie die Reichweite eher eine untergeordnete Rolle. Die Wenigsten werden ihre Urlaubsreise mit einem Smart planen, Domäne des Smart sind Kurzstrecken und für diese reicht der 17,6 kWh große Akku allemal.

Tausche Smart Benziner gegen Smart EQ

Smart EQ_CockpitHöchste Zeit also, den Smart EQ einmal zu testen, um festzustellen, ob der Kleinwagen aus dem Hause Daimler tatsächlich eine clevere Alternative ist. Die dritte Generation des Smart ist mir schon länger vertraut, da meine Mutter einen forfour fährt. Für diesen stand nun ein Wartungstermin an, die Gelegenheit habe ich genutzt, bei Mercedes in Darmstadt als Überbrückungsfahrzeug nach einem Smart EQ zu fragen und tatsächlich wurde mir dies ermöglicht. Also habe ich für zwei Tage einen benzinbetriebenen brummigen forfour gegen einen elektrischen Leisetreter getauscht – ein Dankeschön an dieser Stelle an die Mercedes Niederlassung in Darmstadt. Der Umstieg war denkbar einfach, die Bedienelemente und Anzeigen sind nahezu identisch mit dem thermisch betriebenen Bruder.

Französische Gene unverkennbar

Smart EQ_KIWer wie ich ein paar Jahre Renault Zoe gefahren ist, dem fällt im Smart sofort die Verwandtschaft zu Renault auf. Die dritte Generation des Smart wurde gemeinsam mit Renault entwickelt und der aktuelle Twingo gleicht bis auf ein paar Modifikationen dem Smart forfour. Das Multimediasystem des Smart erinnert stark an das R-Link von Renault und ist ebenso störanfällig, beim Smart meiner Mutter musste ich schon mehrfach die Sicherung ziehen, da das Smart EQ_EnergieanzeigeSystem eingefroren war. Der Testwagen hat nur ein einfaches Radio ohne großen Schnickschnack und eigentlich reicht das auch. Die wesentlichen Infos findet man im Kombiinstrument, welches über Verbrauch, Ladezustand, Rekuperation und die Fahrweise informiert. Ein wenig befremdlich finde ich die Tatsache, dass man die Uhrzeit im Kombiinstrument und im Radio getrennt einstellen muss. Dort wo beim Verbrenner der Drehzahlmesser sitzt, befindet sich die Ladezustandsanzeige und eine Anzeige über den prozentualen Anteil der abgerufenen Energie. LEDs über der Anzeige signalisieren, welcher Bereich genutzt werden kann, ist der Akku beispielsweise voll, deuten die LEDs an, dass nicht rekuperiert werden kann.

Typisch elektrisch – es geht flott voran

Nach dem Dreh am Zündschlüssel piept es zwei Mal und im Kombiinstrument steht ein grünes Ready, was soviel bedeutet, dass der Motor eingechaltet ist. Der Smart verfügt über zwei Modi, den normalen Fahrmodus und einen Eco-Modus, bei welchem nicht die volle Leistung zur Verfügung steht. Doch auch im Eco-Modus beschleunigt der Kleinwagen zügig genug, um im Stadtverkehr mitzuschwimmen und manchen Verbrenner alt aussehen zu lassen. Im normalen Fahrmodus geht es dann noch etwas flotter, ruft man die vollen 60 kW ab, geht es in 5,5 Sekunden auf Tempo 60 und in 12,7 Sekunden auf Tempo 100, das sind zwar keine Sportwagenwerte, aufgrund der stufenlosen Beschleunigung kommt es einem aber sehr zügig vor. Bei Tempo 130 ist abrupt Schluss, man merkt regelrecht, wie hier ein Limiter greift, um ein zu vermeiden, dass der Smart zu schnell an die Ladesäule muss.

Beim Laden ist Geduld gefragt

Smart EQ_LadeanzeigeDen Ladevorgang sollte man durch defensive Fahrweise möglichst hinauszögern, zumindest wenn man keinen Schelllader (840 € Aufpreis für 22 kW-Lader) on board hat. Ohne diesen lädt der Smart an einer Phase mit maximal 4,6 kW, das ist wirklich nicht mehr zeitgemäß und die Frage darf erlaubt sein weshalb man die 22 kW-Lader nicht zur Serie macht – vermutlich, um Geld zu sparen. Gespart wurde auch beim mitgelieferten Typ-2-Smart EQ_LadungKabel, hier darf der Weg zur Ladesäule nicht zu weit entfernt sein, sonst droht der Ladevorgang zu scheitern. Das nur 4 Meter lange Typ-2-Kabel ist übrigens Zubehör und kostet 300 € extra, Tipp Ladekabel bei einem Händler kaufen, da bekommt man mehr Meter fürs Geld. Leider sitzt die Ladeklappe wie bei vielen Autos dort, wo üblicherweise der Tankdeckel sitzt. Zum Laden ist diese Position ungünstig, da es sein kann, dass die Ladesäule dann zu weit entfernt ist, um sie mit dem kurzen Kabel zu erreichen. Renault hat das bei der Zoe besser gelöst, dort sitzt der Ladedeckel hinter dem Markenzeichen am Kühlergrill.

Radargstützte Rekuperation

Wie auch die elektrische B-Klasse verfügt der Smart über eine radargestützte Rekuperation. Erkennt das Fahrzeug beim Ausrollen vor sich ein langsamer fahrendes Fahrzeug, wir die Rekuperation durch das Radar so gesteuert, dass der Abstand zum Vordermann sich nicht verringert. Das Fahrzeug bremst also dann gezielt ab, wenn es nötig ist. Im Eco-Modus ist diese Funktion deaktiviert, da der Smart hier immer voll rekuperiert, sobald man vom Gas geht. Das Radarsystem trägt deutlich zur Steigerung der Effizient bei, denn langes Rollen ohne Verzögerung ist immer effizienter als Abbremsen, selbst wenn die dabei erzeugte Energie zurück in den Akku gespeist wird.

Die Reichweite reicht für das Anforderungsprofil aus

Samrt EQ_VerbrauchBis zu 160 Kilometer Reichweite versprechen die technischen Daten des Smart forfour, ein Wert, der sicher nur auf dem Prüfstand erreicht werden kann. Nach gefahrenen 76 Kilometern, von denen 20 Kilometer mit Tempo 120 km/h über die Autobahn führten, versprach das Fahrzeug noch weitere 41 Kilometer und nannte einen Verbrauch von 16,3 kWh/100 km. Schaltet man Heizung bzw. Klimaanlage ab, lassen sich noch ein paar Kilometer mehr rauskitzeln. In der Summe hätte mich eine Akkuladung 117 Kilometer weit gebracht, kein Traumwert, aber ausreichend für das Anforderungsprofil des Smart. Man darf an dieser Stelle nicht vergessen, dass der Smart ein Kleinwagen ist und somit nur wenig Platz für Akkus vorhanden ist, ein 22-kW-Lader wäre daher für mich obligat, insbesondere wenn man bedenkt, dass Temperaturen von aktuell um die 20 Grad ideal für Elektrofahrzeuge sind, im Winter dürfte die Reichweite um ca. 20 bis 30 Kilometer schrumpfen.

Klein aber oho !

Smart EQ_ RücksitzeMit der dritten Generation des Smart hat Daimler erneut das Konzept eines Smart für 4 Personen aufgenommen, welches sie bereits von 2004 bis 2006 gemeinsam mit Mitsubishi angeboten haben. Nun heißt er Kooperationspartner Renault und da der 5-Türer bis auf wenige Details fast identisch mit dem Renault Twingo ist, bot es sich offenbar an, wieder einen 5-Türer ins Programm zu nehmen. Zwar kann man mit dem forfour Smart EQ_Laderaum XLnicht quer am Straßenrand parken (das geht mit dem aktuellen fortwo übrigens auch nicht mehr) dennoch bietet der forfour einige Vorzüge. Zunächst lassen sich damit 4 Personen befördern. Für Erwachsene ist es in Reihe zwei zwar etwas eng, der Einstieg dank der weit öffnenden hinteren Türen jedoch kein Problem. Ideal ist der forfour als Zweitwagen für eine 4-Köpfige Familie. Überzeugte Elektromobilisten werden mich nun für die kommende Aussage verteufeln, Smart EQ-Laderaum geteiltaber insbesondere wenn in der Familie noch ein größeres Fahrzeug mit thermischem Antrieb vorhanden ist, wäre ein Smart forfour mit Elektroantrieb das ideale Zweitfahrzeug. Reist man alleine oder mit maximal zwei Personen, steht ein für diese Fahrzeugklasse üppiger Laderaum zur Verfügung, der dank getrennt umlegbarer Rücksitzbank sehr variabel genutzt werden kann. Wem Flexibilität im Heck wichtig ist, der sollte über die Readyspace-Sitze (254 €) im Fond nachdenken. Diese clevere Funktion ermöglicht ein Umklappen der Sitzfläche in Reihe zwei was dank der fast 90° öffnenden Hecktüren selbst den Transport von sperriger Ladung ermöglicht. Nachteil der zwei zusätzlichen Sitzplätze ist die Übersichlichkeit des Kleinwagens, so fällt es schwer abzuschätzen, wieviel Platz man nach hinten noch hat, daher empfiehlt es sich, die Option der hinteren Einparkhilfe (300 €) zu wählen.

Preis und Ausstattung

Smart EQ_InterieurDer Aufpreis für 2 Sitzpätze und 2 Türen mehr liegt bei 660 €, deutlich höher fällt der Aufpreis zwischen dem thermisch angetriebenen Smart und der Elektroversion aus. 10775 € beträgt der Stromzuschlag, 22600 € kostet der fünftürige Smart EQ in der Grundausstattung. Für 22100 € bekommt man beim Kooperationspartner Renault bereits den größeren Zoe mit dem sich der Smart EQ die Elektrotechnik teilt, allerdings mit Mietakku, wie beim ersten Smart Electric Drive. Beim Smart EQ ist der Akku im Preis inklusive, was den Preis für das Fahrzeug zwar in die Höhe schnellen lässt aber im Vergleich zum Wettbewerb relativiert. Fallen im Interieur die Gene von Renault auf, so schlagen die Gene von Daimler bei der Preispolitik durch, Schnellader, Typ-2-Kabel und sogar das abschließbare Handschuhfach kosten Aufpreis, ebenso wenn man eine andere Farbe als schwarz für die Tridion Sicherheitszelle wünscht. 1250 € extra kostet es z.B., wenn man einen komplett weißen Smart wünscht. Mit Extras ausgestattet wie Rückfahrwarner hinten, Radio- & Navigations-System, vernetzten Diensten,  Licht- & Regensensor, LED-Paket, Winterpaket, elektrischen Fensterhebern vorn, Türgriffen in Wagenfarbe kommt der Kleinstwagen auf über 27000 €, ein stolzer Preis für einen Smart.

Fazit

Smart EQ_Schriftzug 2Der elektrisch angetriebene Smart forfour hätte das Zeug zum idealen Zweitwagen, wäre da nicht der hohe Preis. Kühle Rechner werden schnell feststellen, dass man den Aufpreis für den Elektroantrieb im Alltag nicht wieder reinholt. Allerdings bietet Smart interessante Leasingmöglichkeiten an. Mit der staatlichen Förderung enstehen so attraktive Monatsraten ohne Anzahlung für ein Elektrofahrzeug, welches in der Lage ist, 4 Personen nachhaltig zu befördern und das auch dann, wenn in Städten Fahrverbote eingeführt werden. Der kleine Smart ist spritzig unterwegs und bereitet in dieser Fahrzeugklasse viel Fahrfreude, zudem ist er als 5-Türer wirklich eine praktische Alternative für den Einkaufswagen oder das Fahrzeug für den täglichen Weg zur Arbeit. Bei Allem sollte man nicht immer nur ans Geld denken, ein elektrischer Smart kann mit regenerativ gewonnener Energie betankt werden und schont somit die Umwelt, das sollte uns einen Aufpreis wert sein. Dennoch sollte sich in absehbarer Zeit etwas an den Akkupreisen ändern, damit gerade solche Fahrzeuge wie der elektrisch angetriebene Smart noch attraktiver werden. Ein Grund für den Erfolg seines thermisch angetriebenen Bruders, ist der günstige Anschaffungspreis. Es wird spannend zu sehen, wie sich die Preise für Smart entwickeln, wenn es diesen nur noch elektrisch zu kaufen gibt.

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