Zwei Tage habe ich auf der IAA verbracht, zahlreiche Fachgespräche geführt und mir die Füße wund gelaufen. Um der Popularität von Elektromobilität ein wenig zu helfen, habe ich dem Stand von Elektrorennsport und Taunus-E-Mobil meine Zoe als Ausstellungsfahrzeug zur Verfügung gestellt. Der Kleinwagen von Renault ist in Bezug auf Lademöglichkeit und Reichweite vielen anderen Herstellern voraus. Taunus-E-Mobil bietet Euro-Importe der Französin zu guten Konditionen an, ein Besuch in Halle 4 lohnt sich also für alle die, welche gerne ein Elektrofahrzeug erwerben würden, jedoch nicht zwingend ein Neufahrzeug anschaffen möchten.
Was gibt es Neues ?
Aus Sicht überzeugter Elektromobilisten, sind die Neuheiten auf der IAA eher enttäuschend. Hatte man 2013 noch das Gefühl, die Automobilindustrie hat begriffen, dass man sich der Elektromobilität gegenüber nicht verschließen sollte, so beschränken sich die Neuheiten in diesem Jahr auf Plug-In-Hybride. Diese sind aktuell eine durchaus interessante Alternative, betrachtet man das Ganze jedoch evolutionär, sind solche Fahrzeuge eher ein Schritt zurück in die fossile Welt der Fortbewegung. Zwar bieten die so genannten PHEVs den Vorteil, auch längere Strecken ohne lange Ladestopps zurücklegen zu können, büßen aufgrund des höheren Leergewichtes aber an Effizienz ein. Ferner fallen die gesamten Wartungskosten eines thermischen Antriebs mit Öl- und Filterwechseln an. Das Einsparpotenzial solcher Fahrzeuge ist daher sehr gering und aufgrund der bis zu 10000 € höheren Kaufpreise muss man viele Kilometer fahren, bevor sich so ein Fahrzeug für den Geldbeutel rechnet.
Doch scheint es so, dass die Automobilindustrie in diesem Konzept die einzige Möglichkeit sieht, Autofahrer an den Elektroantrieb heranzuführen und so höhere Stückzahlen dieser Technologie zu verkaufen. Geht die Rechnung auf, sollte dies der elektromobilen Zukunft gut tun, denn je mehr solcher Antriebe produziert werden, um so geringer werden die Kosten für Komponenten wie den Akku. Ob sich aufgrund der heute noch sehr hohen Preise für diese Autos genügend Abnehmer finden, steht allerdings in den Sternen.
Elektromobilität darf kein Luxusgut werden, sie muss für jedermann bezahlbar sein und nicht nur für Kunden, welche sich Premiumfahrzeuge leisten können. Daher wünsche ich mir für die nächste IAA ein deutlich größeres Angebot an bezahlbaren Alternativen mit höherer Reichweite, neue Kleinwagen, das Tesla Model 3 und vielleicht auch wieder einen E-Smart. Generell wird man den Eindruck nicht los, die Automobilindustrie besäße kein Interesse daran, Elektromobilität zu verkaufen. Die Einen bieten Alibi-PHEVs mit geradezu irrwitzigen Reichweiten von gerade einmal 20-30 Kilometern zu überteuerten Preisen an, die Anderen verstecken ihre Produkte in der hintersten Ecke. Nissan und Mercedes waren die Einzigen, welche Ihre (Teil)-E-Fahrzeuge in den Vordergrund stellten. Auch bei der Fachkenntnis der Messeberater sieht es eher schlecht aus, die Dame beim Golf GTE kannte gerade einmal die Katalogdaten, bei technischen Detailfragen war diese völlig überfordert. Erfreulicherweise war das beim Konzernbruder Audi besser, hier sprach ich mit einer jungen Dame, welcher man anmerkte, dass sie sich für das Thema Elektromobilität interessiert und ein sehr gutes Hintergrundwissen besitzt. Ebenso bei Nissan, der Berater dort wusste wovon er spricht und hat nicht nur die Katalogdaten abgelesen. Kilowattstunden, Reichweiten und Lademöglichkeiten, Ladeinfrastruktur sowie das Angebot der Mitbewerber sollte man heute kennen, wenn man auf einer so wichtigen Messe wie der IAA Besucher von den neuen Konzepten überzeugen möchte. In Bezug auf Elektromobilität war die IAA 2015 eher eine Enttäuschung, das dürfte sich 2017 ändern denn dann wird das Model 3 von Tesla erwartet.