Abgezockt – parken und laden in Frankfurt am Main

Zoe Mainkai

In Ermangelung von Parkmöglichkeiten am Mainkai war ich auf öffentliche Parkplätze angewiesen

Gestern hatte ich eine Veranstaltung in Frankfurt am Main. Da es am Veranstaltungsort keine Parkplätze gab, war ich gezwungen auf öffentliche Parkplätze zurückzugreifen, so lag es nahe, nach einer Parkmöglichkeit in der Nähe des Mainkais mit Lademöglichkeit Ausschau zu halten. Also suchte ich im Stromtankstellenverzeichnis von Goingelectric nach Stromtankstellen in Frankfurt am Main und wurde auch prompt fündig. Das Beste daran, das mir vom Veranstalter empfohlene Parkhaus Dom/Römer verfügt über Lademöglichkeiten, sogar mit 22 kW. Laut den Angaben bei Goingelectric muss man für das Laden zusätzlich zu den Parkgebühren 1€/h zahlen. Ich führte zunächst einige Telefonate mit dem Frankfurter Parkhausbetreiber (PBG) und der Mainova, um in Erfahrung zu bringen, wie man bezahlt und ob man die Ladesäulen auch ohne RFID-Karte der Mainova aktivieren kann. Man erklärte mir, dass die Aktivierung über das Parkticket erfolgte, zudem erhielt ich die Information, dass es für das Parken am 19 Uhr einen Nachttarif von 4 € gibt.

2,77 € pro kWh – reiner Wucher

Nach längerer Suche fand ich die Parkplätze für Elektrofahrzeuge im Parkhaus Dom/Römer

Nach längerer Suche fand ich die Parkplätze für Elektrofahrzeuge im Parkhaus Dom/Römer

Ladeprotokoll

Der Akku musste nur 19% geladen werden, wofür maximal 1h benötigt werden dürfte

So begab ich mich also in das Parkhaus Dom/Römer und musste erst einmal suchen, wo sich denn die Lademöglichkeiten befinden. Leider gibt es keinerlei Beschilderung, welche dem Elektromobilisten hilft, die Parkplätze mit Stromanschluß zu finden. Nach einem Gespräch mit der Parkhausleitstelle wurde ich dann endlich fündig. Dort angekommen die erste Überraschung nicht 1€ sondern 2€/h muss man zahlen, wenn man mit 400V lädt (Typ2). Nun gut bei 22 kW Ladeleistung wären das knapp 10 Cent je Kilowattstunde. Ich steckte mein Parkhausticket in den dafür vorgesehenen Schlitz an der Stromtankstelle und eine Computerstimme teilte mir mit, dass ich nun laden könne. Praktischerweise hängt dort ein Typ2-Kabel, so dass ich Zoe einfach anschließen konnte. 81% zeigte die Akkuanzeige meines Zoe zu beginn der Ladung, ich sollte also nur 19% aufladen müssen, was ca. 4,5 kWh entspricht, das Balancing eingeschlossen, sollte der Ladevorgang nach ca. 1h abgeschlossen sein und demnach für die Ladung  2€ berechnet werden. Die Parkplätze für Elektrofahrzeuge befinden sich direkt gegenüber der Kassenautomaten am Ausgang zum Römer, sehr komfortabel, allerdings hat dieser Komfort einen stolzen Preis. Als ich um 0:16 Uhr mein Ticket bezahlte, wurden mir 20,50 € in Rechnung gestellt. Zieht man davon die 8€ Parkgebühren ab, wurden mir 12,50 € für den Ladevorgang von gerade einmal 4,5 kWh berechnet. Dies ergibt einen Preis von 2,77 € pro Kilowattstunde !

Frankfurter Modell – Pauschalabrechnung nach Parkzeit

Das dicke Ende - 20,50 € für 7h parken und laden im Nachttarif !

Das dicke Ende – 20,50 € für 7h parken und laden im Nachttarif !

Offensichtlich wird im Parkhaus Dom/Römer nach Parkdauer und nicht nach Ladedauer abgerechnet, einen eindeutigen Hinweis darauf gibt es aber nicht. An der Ladesäule steht zwar 2€/h bei 400V zzgl. Parkgebühren, daraus geht aber nicht eindeutig hervor, dass man für die komplette Parkdauer auch den Stromaufschlag zahlen muss. Vom Tesla abgesehen haben Fahrzeuge die mit 400V laden können eine Akkukapazität von etwas mehr als 20 kWh. Im Fall des Zoe sind es 22 kWh, so dass ein vollständig entladener Zoe maximal 22 kWh laden könnte wofür dieser an einer 22 kW Ladesäule incl. Balancing maximal 2h benötigen würde ergo 4€. Wer nun länger parken möchte als die benötigte Ladezeit, der wird in Frankfurt abgezockt, denn man zahlt für jede weitere Stunde parken auch noch einmal 2€ für Strom welchen man nicht mehr lädt – streng genommen ist das Betrug, denn ich zahle für eine Leistung, welche ich nicht in Anspruch nehme.

Fazit

Es ist löblich, dass es in Frakfurt Lademöglichkeiten im öffentlichen Parkraum gibt, für welche man keine RFID-Karte benötigt. Die Berechnung nach Parkdauer ist gerade für Fahrzeuge mit Schnelllademöglichkeit reine Abzocke, sofern man länger parkt als man lädt. Hier sollte seitens der Mainova und der Parkhausbetreiber zwingend nachgebessert werden !

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11 Antworten zu Abgezockt – parken und laden in Frankfurt am Main

  1. Jürgen Lück sagt:

    Die für E-Mobilität verantwortlichen Politiker und vor allem die deutsche
    Automobil-Industrie tut nur was des guten Scheins wegen gut klingt.
    Übergroße, drehmomentstarke SUVs mit Verbrennungsmotoren
    verkaufen sich leichter und vor allem ist daran mehr zu verdienen.
    Einige sehr gute Ansätze zur E-Mobilität (bspw E-Up, E-Golf, i3)
    werden z. Bsp über unverständlich hohe Preise, fehlende (und nicht
    einheitliche!) Ladestationen sowie politisches „Desinteresse“
    ausgebremst.
    Ich hatte bei einem namhaften VW/Audi Händler in BHG nach einer Probefahrt
    mit E-Up nachgefragt: Man müsse das Fahrzeug erst in Wolfsburg
    anfordern, man könne sich „ein solches Fahrzeug“ nicht in den Verkaufs-
    Raum stellen.
    Auch die Aussage des Mercedes-Vorstands, „Die deutsche Automobil-
    Industrie sei führend bei E-Mobilität“ ist schlichtweg gelogen; Experten
    sagen, daß wir eher das Schlusslicht bei diesem Thema geworden sind.
    Ich bedanke mich bei Herrn D. Obry, dessen Leserbrief genau meiner
    Einschätzung entspricht: E-Mobilität ist nicht wirklich erwünscht .
    Mit freundlichem Gruß
    Jürgen Lück

  2. Es ist einfach schade zu hören, wie kompliziert es doch immer noch ist Elektromobilität in den Alltag zu integrieren. Eine Ladesäule finden, rumtelefonieren am Parkplatz die Säule nicht ausgeschildert und dann noch abgezockt werden. Traurig!

    Ich meine ein Auto ist für jemanden in der Stadt etwas womit man sich sein Leben „bequemer“ macht. So wie in Deutschland die Elektromobilität immer noch gehandhabt wird, ist es leider nur etwas für Enthusiasten. Schade, dass „1 Mio. Elektroautos bis 2020“ nichts als hohle Phrasen sind…

  3. Horst Jökel sagt:

    Hallo, in der Tat ist die Situation für Elektrofahrer in Frankfurt erbärmlich. In der Presse ergeben sich um die Elektromobilität in Frankfurt immer wieder Jubelmeldungen, bevorzugt für neue Ladestationen um die eigene PR Maschine der Beteiligten zu füttern. 30-40 teils überteuerte Ladepunkte für eine Stadt mit 7000000 Einwohner sind wenig geeignet Pendlern die Elektromobilität schmackhaft zu machen.
    Bezüglich des Elektromobilitätsgesetzes EMOG in Frnakfurt hat die Politik keinen Plan oder wenigstens eine Meinung……

  4. Dr. Joachim Bordt sagt:

    Der örtliche Versorger MAINOVA zeigt sich völlig desinteressiert, Strom an Betreiber von eAutos zu verkaufen. Gleiches gilt auch für die Stadt Frankfurt.
    Der Frankfurter Süden ist völlig unterversorgt. Zählen tun auch nur minntest´tens semi-schnelle Ladestationen!

  5. Klaus Waldenmaier sagt:

    wenn man 85% geladen hat, dann sollte man keine Ladestation stundenlang blockieren. Wer tatsächlich Strom braucht, steht dann vor einer rücksichts- oder gedankenlos blockierten Ladesäule. Da sind solche Preise mehr als gerechtfertigt

    • admin sagt:

      Haben Sie eine Ahnung, wo ich im Anschluß hinfahren wollte ? Möglicherweise brauchte ich ja die 100 % Ladung.
      Sorry, das kann kein Argument für die hohen Preise sein. Im Übrigen gab es dort mehr als genug freie Ladeplätze, so dass wirklich keine Not entstanden wäre. Letzten Endes war es auch ein Test, wie parken und laden in Frankfurt funktioniert und das Ergebnis war ernüchternd. Da ich bis 0 Uhr auf eine Schiff unterwegs gewesen bin, konnte ich den Platz auch nicht wechseln, hätte auch nichts gebracht, da ab dem Moment an dem man die Ladung aktiviert, so gerechnet wird, als würde man pausenlos laden.

      • civichief sagt:

        Hi,

        wie sieht denn unter e-Pionieren der Verhaltenskodex aus, wann man eine der knappen öffentlichen Lademöglichkeiten wieder freigibt?

        • admin sagt:

          Generell empfiehlt es sich, anderen Elektromobilisten mit Hilfe einer Ladescheibe oder eines Unplugstickers mitzuteilen, wie lange man an der Säule steht. Darüberhinaus bieten Ladescheibe und Unplugsticker die Möglichkeit mit dem parkenden Elektroauto per SMS in Kontakt zu treten. Generell sollte aber bedacht werden, dass Ladesäulen in den Innenstädten, an Einkaufszentren, Restaurants oder Kinos nicht der Reichweitenverlängerung dienen sollten, also nicht für Durchreisende als „Tankstelle“ gedacht sind. Diese Säulen werden von den Städten und dem Einzelhandel eingerichtet, um einen Vorteil der Elektromobilität zu nutzen, nämlich z.B. den Einkauf oder Kinobesuch mit dem Ladevorgang des Fahrzeugs zu kombinieren. Je nach Ladezustand kann es dann natürlich passieren, dass man den Ladeplatz dann länger blockiert als man ihn zum Laden benötigt. Letzten Endes ist das wie mit einem normalen Parkplatz, auch die sind mitunter in den Städten rar und wenn belegt, dann hat man Pech gehabt. Man sollte also immer so planen, dass man es im Notfall zur nächsten Ladesäule oder aber wieder nach Hause schafft.
          In Frankfurt zahlt man z.B. für das Parken auf den Ladeplätzen im Parkhaus mehr, man ist also angehalten den Parkvorgang möglichst kurz zu halten, wenn man das kann und nicht wie ich damals, 7h auf einem Schiff unterwegs ist. Es gibt in diesem Parkhaus auch keine Abstech-Möglichkeit, d.h. selbst wenn man den Parkplatz wechseln würde, würde man dennoch weiter so zahlen als würde man auf einem Ladeplatz stehen. In Darmstadt ist das Parken in der Innenstadt an den Ladeplätzen auf 3h beschränkt, was ich grundsätzlich für ein gutes Modell halte. Schade, dass es der Polizei in Darmstadt egal ist, wer da parkt, gegen dort parkende Verbrenner hätte die Polizei angeblich keine Handhabe…
          Für die, welche in Darmstadt keinen Elektroparkplatz sondern eine „Tankstelle“ suchen, um weiter zu kommen, gibt es einen kleinen Ladepark beim Energieversorger mit mehreren Ladeplätzen.

          • civichief sagt:

            Dabei haben die in Darmstadt einen Grünen Bürgermeister, der da eigentlich etwas anstoßen könnte.

          • admin sagt:

            Herrn Partsch habe ich bereits kontaktiert, bislang jedoch keine Antwort erhalten…

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