Ein Jahr Zoe

Keine Sorge, das Titelbild deutet nicht auf eine Störung an unserem Stromer, so diskret wie auf dem Bild zu sehen, kündigt Renault an, dass das Fahrzeug zur Wartung muss. Dabei geht das Lämpchen nicht irgendwann aus, sondern leuchtet so lange, bis die Werkstatt den Bordcomputer zurückgesetzt hat. Einmal pro Jahr muss die Französin zur Durchsicht in die Werkstatt – Kaum zu glauben aber wahr, vor exakt einem Jahr haben wir unsere Zoe bekommen und somit den Schritt in ein neues Zeitalter der automobilen Fortbewegung gewagt. Dem geneigten Leser wird aufgefallen sein, dass die Anzahl meiner Beiträge in letzter Zeit stark zurückgegangen ist. Dies liegt weder daran, dass ich das Interesse daran verloren hätte, hier über meine Erfahrungen zu berichten, noch daran, dass mir dazu die Zeit fehlt – Nein, auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, die Elektromobilität ist bei uns angekommen und vollständig in den Alltag integriert.

Resümée eines Jahres

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Vielerorts kann man noch kostenlos laden – Das macht Elektromobilität attraktiv !

Mit dem heutigen Tag haben wir exakt 14959 Kilometer mit unserer Französin zurückgelegt, doch was sagt uns diese Zahl ? Wir haben uns damals bei der Anschaffung von Zoe für eine Jahreslaufleistung von 15000 Kilometern entschieden. Neben der Finanzierung ist diese Laufleistung für die Akkumiete wichtig, denn diese wird anhand der jährlichen Kilometerlaufleistung berechnet, in unserem Fall 86 € pro Monat. Wir haben also fast eine Punktlandung hingelegt, was wiederum bedeutet, das Zoe immer dann genutzt wurde, wann es möglich war. Teilweise kam es schon fast zum Ehestreit, weil an manchen Tagen sowohl meine Frau als auch ich das Auto benötigt haben. Gottlob haben wir noch einen Verbrenner, also bin ich an diesen Tagen fossil unterwegs gewesen. Ich gehöre nicht zu jenen Elektromobilisten, welche aus der Elektromobilität eine Religion machen. Für mich stehen nicht die ökologischen Gründe im Vordergrund, sondern die Schonung meines Nervenkostüms beim Blick auf die Preise an der Zapfsäule. Letztere mussten wir im vergangenen Jahr deutlich seltener ansteuern, was sich natürlich im Geldbeutel bemerkbar macht. 2181,96 kW haben wir im letzten Jahr geladen, unser durchschnittlicher Verbrauch lag also bei 14,58 kW/100 km, das entspricht ziemlich genau der von Renault angegebenen Werksangabe von 14,5 kW/100 km. Dank der Tatsache, dass man aktuell noch vielerorts kostenlos laden kann, haben wir für 14959 Kilometer Autostrom, ausgehend von 25 Ct/kWh, 88,87 € bezahlt also rund 60 Ct je 100 Kilometer – auch diese Zahlen sind Fakt und kein Fake 😉 Hätten wir den Strom bezahlen müssen, so wären hierfür 545,49 € angefallen. Dies hätte dann 3,46 € pro 100 Kilometer entsprochen, des Kosten eines Diesels mit einem Verbrauch von im Schnitt 2,8 Litern auf 100 Kilometer. Allerdings kostet das Elektroauto aktuell nicht einen Euro an Steuern und wird wohl künftig auch keine Maut kosten. Hinzu kamen noch 82,91 € für den Wartungsdienst und das war es dann auch schon.

Das Elektroauto – Für viele schon heute möglich

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Das Elektroauto – Für viele schon heute möglich !

Die Erfahrungen des letzten Jahres haben gezeigt, Elektromobilität ist heute schon problemlos möglich und bezahlbarer geworden. 100 Kilometer schafft man mit vollem Akku eigentlich immer, meist sogar mehr. Die wenigsten Autofahrer fahren täglich mehr als 100 Kilometer und wer 2 Fahrzeuge in seinem Fuhrpark hat, kann mit einem problemlos auf den elektrischen Antrieb umstellen. Für weitere Fahrten sind diese Fahrzeuge noch eher ungeeignet, zwar gibt es auch hier schon Lösungen aber diese sind (noch) nichts für den normalen Geldbeutel. Ein Verbrenner für weitere Strecken und ein Elektroauto fürs tägliche, so praktizieren wir das nun seit einem Jahr mit steigender Freude und ohne Verzicht !

Was nicht gefällt

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Nicht ganz dicht – Das Türdichtgummi – 6 Wochen Wartezeit

Die Verarbeitung der kleinen Französin und der schlechte Support des Herstellers enttäuschen ein wenig. Das Ambiente des gut ausgestatteten Fahrzeugs erinnert mehr an Dacia als an Renault und kontaktiert man den Renault Support oder bestellt man Ersatzteile, so ist Geduld gefragt. Sechs Wochen musste ich auf ein Türdichtgummi warten, der Austausch des stark reflektierenden Cockpits steht noch aus und die Serverprobleme von Z.E.-Interactive in Bezug auf den Fernstart der Heizung hat Renault bis heute nicht in Griff bekommen.

Das Elektroauto ist keine Fiktion mehr

Lässt man diese Punkte außer Acht, kommt man argumentativ am Zoe nicht vorbei, das Fahrzeug ist funktional, mit Automatik, Rückfahrkamera, Keyless-Go, Klimaanlage, Standheizung, Tempomat und vernetzter Navigation bleiben ausstattungstechnisch kaum Wünsche offen und das Design des Fahrzeugs ist keine auf Zukunft getrimmte Beleidigung für die Augen. Im Alltag fällt Zoe kaum als E-Fahrzeug auf, nur wenn man das Soundmodul abschaltet oder gerade auf einem öffentlichen Parkplatz vor den ungläubigen Augen der Passanten, das Fahrzeug an eine Ladesäule anschließt, wird man hin und wieder gefragt: „Ist das ein Elektroauto ?“. „Ja, ist es“ entgegne ich schmunzelnd und stehe für weitere Fragen bereit. Meist werden mir dann sämtliche Vorurteile vorgetragen, wie lange Ladezeiten oder geringe Reichweite, welche ich sachlich widerlegen kann. Was in der Tat noch fehlt ist eine vernüftige Ladesäuleninfrastruktur mit einem bundesweit einheitlichen Abrechensystem. Eine Fahrt ins 130 Kilometer entfernte Pforzheim scheiterte an der Fähigkeit der EnBW mir innerhalb einer Woche eine Ladekarte für deren Ladesäulen zuzusenden, so musste ich dieses Projekt aufs nächste Jahr verschieben. Wenn jetzt noch das Ladenetz passt, fehlt den Skeptikern der Elektromobilität ein weiteres Argument pro Verbrenner…

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