Ein erstes Resümee

„Und ? War es die richtige Entscheidung ein Elektroauto zu kaufen ?“ so lautete gestern die Frage, welche mir ein Arbeitskollege gestellt hat. Es ist sicher noch zu früh diese Frage abschließend zu beantworten, fahre ich doch gerade mal eine Woche elektrisch. In dieser Woche wurde vieles ausprobiert und an der ein oder anderen Ecke holpert es noch etwas. So muss man sich schon überlegen, wie man seine Strecken am sinnvollsten plant um Ladezeiten möglichst effektiv zu nutzen, doch ich lerne schnell.

Ladungen wollen geplant sein, dann fallen sie kaum auf

Gestern musste ich nach Pfungstadt, um das Auto meiner Schwester zu einem Bekannten zu bringen, welcher sich um die Inspektion kümmert. Also habe ich vorab Zoe am Pfungstädter Bahnhof geparkt und dort die Ladung gestartet. Den Weg dorthin habe ich mit Vollstrom zurück gelegt, 140 km/h packt Zoe. Vom Bahnhof bin ich zu meinen Eltern gelaufen und habe das Auto abgeholt und nach Darmstadt gefahren. Von dort musste mein Bekannter in die Werkstatt nach Biebesheim, der Weg dorthin führt an Pfungstadt vorbei, also hat er mich dort bei meinem Auto harausgelassen. Im zum Bahnhof benachbarten Supermarkt habe ich noch ein paar Einkäufe getätigt. Als ich damit fertig war, habe ich per App geprüft, wie weit die Ladung ist. Da die Restdauer der Ladung noch 10 Minuten betragen sollte, bin ich direkt zum Auto gefahren. Tatsächlich hat es dann noch 40 Minuten gedauert, da für das Balancing* noch gut 30 Minuten von Nöten waren. Im Anschluss bin ich mit vollem Akku zum Nachtdienst gefahren und habe somit kaum unnötige Zeit mit Warten im Auto verschwendet. Während dem Balancing habe ich nochmals die Smartphone App in Bezug auf den Sofortstart der Heizung geprüft. Das Ergebnis: 2 Mal mit Erfolg gestartet einmal Fehlstart trotz Stromverbindung.
031213 - 8Heute habe ich das Mittagessen zum Laden genutzt und einen leckeren homemade Burger verputzt, während mein Auto beim Mediamarkt kostenlosen Ökostrom geladen hat. Ein Dank an dieser Stelle an den netten Liegeradfahrer, der einen der beiden Parkplätze blockiert hat. Es ist also möglich das (kostenlose) Laden an öffentlichen Ladesäulen in den Alltag zu integrieren. Nino Zeidler hat dies in seinem Blog bereits ausgiebig getestet, allerdings ist der Wuppertaler Raum das reinste Schlaraffenland an Ladeinfrastruktur, im Gegensatz zu Darmstadt gibt es dort sogar Parkhäuser mit Ladesäulen.

Die Infrastruktur im Raum Darmstadt

031213 - 3Um in den Genuss von kostenlosem Strom zu kommen, muss man öffentliche Ladesäulen nutzen. Diese sind in Darmstadt und Umgebung noch rar, daher gilt es für mich herauszufinden, wo sich diese befinden. Mittlerweile bin ich im Besitz von 2 RFID-Karten. Diese Karten benötigt man, um sich an den Ladesäulen zu authentifizieren. Ich musste schon in anderen Blogs lesen, dass man sich ein Roaming der Stromanbieter wünscht, um zu 031213 - 4vermeiden, dass das Handschuhfach vor lauter RFID-Karten überquillt. Aus dem Kollegenkreis habe ich erfahren, dass es in der Gemeine in welcher ich arbeite neuerdings auch eine Ladesäule gibt, also habe ich mir heute Morgen diese Säule angeschaut, um zu erfahren, an wen ich mich wegen einer RFID-Karte wenden muss. Die Säule in Seeheim wird von der GGEW betrieben, einem Konkurrenzunternehmen zur Entega, dem Energieversorger aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg von welchem ich bereits eine Karte besitze. Die Ladesäule der GGEW ist vom Typ identisch mit Ladesäulen der Entega. Frech probiere ich meine Entega RFID-Karte aus und siehe da, die Ladesäule wird nach Prüfung meiner Daten freigegeben. Da ich bei der Entega keinerlei Bankinformationen angeben musste, ist auch diese Ladung für mich kostenlos.

Ein erfolgreicher Tag

crOhm Ladung abgeschlossen_031213Nach zahlreichen kostenfreien Ladungen, treffe ich am Nachmittag zu Hause ein. Dort wartet in meinem Posteingang eine E-Mail von crOhm mit einer Anleitung, wie ich die crOhm-Box dazu bringe, dem Fahrzeug auch nach abgeschlossener Ladung mitzuteilen, dass das Fahrzeug am Strom hängt. Tatsächlich scheint es zu funktionieren, wie mir ein Blick ins Webportal zeigt. Nach abgeschlossener Ladung befindet sich das Ladekabel im Status „angeschlossen“. Ich bin gespannt, ob mir meine Frau morgen früh berichtet, dass das Fahrzeug warm gewesen ist. Tatsächlich ist es mir heute zudem von 4 Versuchen 2 Mal geglückt den Sofortstart der Heizung per App zu aktivieren, ohne dass das Fahrzeug am Strom hängt. Es muss also gehen, Renault sollte nur an der Zuverlässigkeit arbeiten oder zumindest ein Feedback einbauen, damit man als Nutzer weiß, ob das Auto nun heizt oder nicht. Da es heute Nacht knackig kalt war und Zoe komplett mit Eis überzogen gewesen ist, hat es 4 Starts (20 Minuten heizen) benötigt, bis das Auto halbwegs abgetaut war. Allerdings hatte ich auch vergessen gestern Abend vor dem Verlassen des Fahrzeugs den Eco-Modus abzuschalten und ich habe den Eindruck, dass auch die Vorheizung dann nur mit verminderter Leistung heizt.

Fazit nach einer Woche Zoe

031213 - 1Natürlich ist eine Woche wenig Zeit, um beurteilen zu können, ob die Entscheidung zum Elektroauto die Richtige gewesen ist. Hinzu kommt, dass der Winter eigentlich die falsche Jahreszeit ist, um diese neue Art der Fortbewegzng zu erfahren, denn man bekommt schlagartig alle Nachteile der Elektromobilität zu spüren:

  • Geringere Reichweite von ca. 100 km (+/- 20 Km)
  • Deutlich verlängerte Ladezeiten (bei leerem Akku 3h und mehr, trotz „Schnelladung“)

Gerade der letzte Punkt verärgert einen schon ein wenig, denn wenn man schon nach 100 Kilometern wieder ans Netz muss, dann wäre es wenigstens schön, wenn das Fahrzeug zügig wieder voll ist. Weshalb das nicht funktioniert ist mir nicht wirklich klar. Auch die Tatsache, dass man direkt nach der Fahrt laden soll, weil dann der Akku warm ist und schneller lädt, kann ich bislang nicht bestätigen. Wenn ich die Ladezeiten ausrechne, dann komme ich je nach Ladesäule auf 2,5 bis 6 kWh Ladegeschwindigkeit, 11 kWh habe ich bislang nicht erreicht, geschweige denn 22 kWh.

Das war es dann aber schon an Nachteilen und wer seinen Weg plant, der kommt auch mit einem Elektroauto gut über den Winter. Strecken bis 100 km sind ohnehin bei vernünftiger Fahrweise immer machbar.

Ein völlig neues Gefühl der Beschleunigung

Ich hatte bislang keine langsamen Fahrzeuge, Zoe hat einen Mercedes 220 CDI mit 150 PS ersetzt und außerdem haben wir in unserem Fuhrpark noch einen Mercedes Viano 3.0 V6 CDI mit 225 PS. Bislang war ich von der brachialen Gewalt dieses Motors überzeugt. Nachdem ich nun eine Woche lang nur Zoe gefahren bin, musste ich am Montag nach Frankfurt fahren und war mit dem Viano unterwegs. In der Stadt wollte ich mal eben schnell Gas geben, um mich einzuordnen…was soll ich sagen, bis die 225 PS des Viano präsent waren, wäre ich mit Zoe schon längst über alle Berge gewesen. Der Antritt der kleinen 90 PS Französin lässt selbst einen bärenstarken 6-Zylinder Diesel von Mercedes alt aussehen. In der Tat muss ich meiner Frau in diesem Punkt Recht geben, ist man einmal mit Zoe unterwegs gewesen, fährt sich der Viano wie ein Traktor, allerdings wie ein gut motorisierter, leiser Traktor und trotz Zoe möchte ich auf meinen Van nicht verzichten 😉

Nach einer Woche bereue ich den Umstieg nicht, zumindest nicht für mein Anforderungsprofil. Wer aber täglich weitere Strecken zurücklegen muss, der sollte noch abwarten, bis die Reichweiten von Elektrofahrzeugen auch im Winter bei 200 km liegen.

*Balancing: Vorgang, welcher alle Zellen eines Akkus auf ein Niveau bringt, so dass alle Zellen den gleichen Ladezustand haben (zurück).

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