Reichweitenangst ?

Die Frage, welche man als Elektroatomobilist wohl am Häufigsten gestellt bekommt, ist die Frage nach der Reichweite. Gut 7 Wochen und fast 2500 km bin ich nun schon mit Zoe gefahren und es sei so viel gesagt, bislang bin ich immer wieder mit eigener Kraft nach Hause gekommen. Auch den so genannten „Turtle-Modus“ durfte ich noch nicht kennen lernen. Der „Turtle-Modus“ wird aktiviert, wenn sich die Akkuleistung dem Ende neigt. In diesem Modus bewegt sich das Auto mit reduzierter Leistung, um Strom zu sparen und es hoffentlich noch zu nächsten Ladesäule zu schaffen. Wie gesagt, soweit habe ich es noch nicht kommen lassen, ich bin allerdings bei der Planung meiner Fahrten sehr vorsichtig und achte immer auf genügend Restreicheweite. Da die Infrastruktur hier im Raum Südhessen eher schwach ist, ist man auch gut beraten, immer zu überlegen, wie weit man kommt und wo die nächste Ladesäule steht, um die Renault Assistance nicht bemühen zu müssen.

Erster Tripp in den Odenwald

Als DJ kommt man rum und eine Disco in der ich regelmäßig arbeite ist in Lindenfels einer kleinen Stadt, welche auch als Perle des Odenwaldes bezeichnet wird. Als Flachlandtiroler des hessischen Rieds muss man also ca. 300 Höhenmeter überwinden um dort anzukommen. Die Erfahrung der ersten Wochen hat gezeigt, dass 100 km eigentlich immer möglich sind, auch dann wenn Heizung benötigt wird und man etwas zügiger unterwegs ist. So lange man nicht die komplette Akkuladung mit Vollstrom unterwegs ist, liegt die Reichweite in jedem Fall im 3-Stelligen Bereich. Lindenfels hin und zurück sind knapp 90 km, sollte also zu schaffen sein. Im Hinterkopf hatte ich die Option, im Notfall in Pfungstadt zwischenladen zu können, bis dahin sollte der Akku in jedem Fall reichen. Bis Jugenheim war alles im grünen Bereich, was bei Zoe in zweierlei Hinsicht zutrifft, denn grüner Bereich heißt ökologischer Bereich und bedeutet zudem das Erreichen einer Reichweite von mindestens 100 km. Der Verbrauch lag bis zum Erreichen der „Berge“ zwichen 18 und 20 KW/100 km. Als es dann in die Berge ging, stieg die Verbrauchsanzeige an und das Ökometer kam an den oberen Grenzbereich der grünen Skala. Zwanzig Kilometer sind es von Jugenheim bis nach Lindenfels, auf dem Hinweg habe ich das Equivalent von 30 km an Energie verbraucht, hatte also einen Mehrverbrauch von 10 Kilometern und kam mit einer Restreichweite von 60 Kilometern in Lindenfels an. Das sollte theoretisch für den Rückweg reichen, dachte ich mir. Acht Stunden später stand dann die Rückreise an und tatsächlich bestätigte sich, was ich schon gelesen hatte – Dank der Rekuperation gewinnt man tatsächlich die Verbrauchte Mehrenergie bei Bergabfahrten zurück. In Jugenheim blickte ich auf die Restreichweite, welche nun 50 km anzeigte, für die letzten 20 Kilometer wurde also nur für 10 Kilometer Energie verbraucht. Leider habe ich keine Bilder gemacht, werde dies aber bei meinem nächsten Odenwaldtripp nachholen. Als ich zu Hause angekommen bin, hatte ich Dank Eco-Modus sogar noch 25 Kilometer Restreichweite, die Prüfung Odenwald hat Zoe also schon einmal mit Bravour gemeistert.

Ausflug in die Mainmetropole Frankfurt

Für unsere mobile Disco steht die Neubeschaffung einiger Geräte an. Da ich mir solche Geräte gerne vorher anschaue, anstatt im Internet zu bestellen, fahre ich mit meinem Geschäftspartner in den Osten Frankfurts, wo es einen Händler gibt, der das Herz eines jeden Musikers oder DJ’s höher schlagen lässt. Da man dort gerne viel Geld ausgibt, beschließe ich, die Tour möglichst kostenneutral mit dem kostenlosen Strom der ÜWG zuück zu legen. In unmittelbarer Nachbarschaft des Musiker-Fachhändlers befindet sich die Renault Niederlassung Frankfurt und weil ich auf der Autobahn nicht als Hindernis wirken möchte, gebe ich dort Strom und fahre zum Teil mit bis zu 140 km/h. Entlang des Frankfurter Flughafens sind nur 100 km/h erlaubt, was der Reichweite zu Gute kommt. In Frankfurt angekommen, macht sich Zoe im Stadtverkehr prima und die Reichweitenanzeige teilt mir mit, dass es auf jeden Fall noch für die Heimfahrt reicht. Nachdem wir eingekauft haben, geht es dann nach Darmstadt. Ich muss noch ein paar 191213 - 1Flyer ausliefern, weshalb wir in die Innenstadt müssen. Mein Freund Heiko ist erstaunt, als ich ihm demonstriere, dass Zoe im Stadtverkehr kaum Strom verbraucht. Ich blende auf dem Bildschirm von R-Link die Verbrauchsstatistik ein und in der Tat sind die blauen Balken, welche für Rekuperation stehen, in der Stadt meist länger als die grünen Balken, welche verbrauchten Strom anzeigen. Als wir 191213 - 2wieder in Groß-Gerau sind, haben wir knapp 104 km bei 31 km Restreichweite und einen Schnittverbrauch von 16,6 kW auf der Uhr. Bedenkt man, dass wir teilweise mit 120 bis 140 km/h auf der Autobahn unterwegs waren und der ECO-Modus abgeschaltet gewesen ist, so halte ich das für ein respektabeles Ergebnis. Trotz Heizungseinsatz und zügiger Fortbewegung eine Reichweite von rechnerisch 135 km können sich sehen lassen.

Auch längere Strecken sind möglich

Das man auch weitere Strecken mit dem Elektroauto zurücklegen kann, beweist Nino Zeidler. Er war bereits mit Zoe in Holland und 2 Mal in Hamburg. Den ersten Tripp nach Hamburg konnte ich life auf Facebook verfolgen, damals hat er für 400 km fast 12h benötigt, was allerdings auf teilweise defekte Ladesäulen zurückzuführen gewesen ist. Für einen Bericht im WDR, welcher heute Abend (15.01.2014, 18:05 Uhr) im WDR ausgestrahlt wird, hat er die Tour wiederholt, dieses Mal in 8 Stunden. Die Sendung kann man sich auch hier anschauen.

Ein kleiner Blick auf die Kosten

Was bringt das Elektroauto außer einen grünen Gewisen noch ? Ich hatte ja bereits berichtet, dass es nicht zwingend günstiger ist, elektrisch unterwegs zu sein, sofern man für den Strom zahlen muss. Nach 7 Wochen habe ich die ersten repräsentativen Zahlen:

Gefahrene Kilometer: 2395 km
Verbrauchte Energie: 521,13 kWh
Schnittverbrauch: 21,75 kW/100 km
Stromkosten: 44,91 €
Eingesparte Energie: 85,39 €

Energiekosten je 100 km: 1,86 €
Batteriekosten je 100 km: 7,16 €
Summe je 100 km: 9,02 €
Energiekosten (Mercedes C220 CDI T) je 100 km: 11,20 €
Ersparnis je 100 km: 2,18 €
Ersparnis/Monat: 26,16 €

Fazit

Im Prinzip kann ich das bestätigen, was auch im Bericht des WDR kommuniziert wird, ein reines Elektroauto eignet sich für diejenigen, welche das Fahrzeug in erster Linie als Zweitfahrzeug nutzen. Für unser Anforderungsprofil ist das Fahrzeug ideal, da wir noch einen dieselbetriebenen Van haben, welchen wir für Urlaubsfahrten oder weitere Strecken nutzen können. Wer nur ein Auto hat, für den ist ein reines Elektroauto eher ein Abenteuer und man muss sich der Tatsache bewusst sein, das Langstrecken in etwa die doppelte Zeit benötigen, vorausgesetzt es befinden sich öffentliche Ladesäulen entlang der Strecke. Wessen Geldbeutel hingegen für ein Tesla Model S reicht, der kann sich heute schon über Reichweiten von bis zu 400 km freuen, die dank Supercharger in knapp 40 Minuten wieder verfügbar sind. So, jetzt muss ich mein Auto von der Ladesäule holen, per E-Mail kam gerade die Mitteilung, dass die Ladung abgeschlossen ist 😉

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