Warum ich Dieselfahrverbote für unrealistisch halte

Mancher Leser wird sich fragen, was dieser Artikel mit Elektromobilität zu tun hat, ich finde Einiges. Seit dem Bekanntwerden des VW-Abgasskandals vor etwa einem Jahr, ist ein regelrechter Shitstorm gegen Dieselfahrzeuge losgetreten worden. Vor Allem aus der Ecke überzeugter Elektromobilisten kommen Forderungen nach Dieselfahrverboten. Ich halte diese Forderungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt für nicht umsetzbar, weil diese schlichtweg nicht bezahlbar sind.

Das Problem – Stickstoffoxyd

Über lange Jahre wurde uns der Diesel als die ökologischere Alternative zum Benzinmotor verkauft, da der Diesel im Gegensatz zum Benziner weniger Kraftstoff verbrennt und damit weniger vom Klimakiller CO2 ausstößt. Wie mir ein Motorenentwickler vor vielen Jahre erklärt hat, sind der Sparsamkeit der Motoren physikalische und chemische Grenzen gesetzt, denn je sparsamer man die Einspritzung von Kraftstoff gestaltet, umso höher wird der Stickstoffoxydausstoß. Stickstoffoxyd gilt als schädlich für die Lunge, weshalb Ökologieistitute ein strenges Auge auf diese Werte legen. In vielen deutschen Großstädten sind die Grenzwerte für Stickstoffoxyd deutlich überschritten, als Hauptursache dafür hat man Dieselmotoren ausfindig gemacht und denkt daher über ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge in den betroffenen Städten nach, aus meiner Sicht eine nicht durchführbare Lösung.

Den neuen Diesel in die Tonne werfen ?

Zum Einen kann man es Besitzern nahezu neuer Dieselfahrzeuge mit vermeindlich funktionierender Abgasnachbehandlung nicht zumuten, das Fahrzeug, für welches diese viel Geld ausgegeben haben nur noch in der Garage stehen zu lassen, da man es aufgrund von Fahrverboten nicht mehr nutzen kann. Ein Austausch solcher Fahrzeuge ist zu Lasten der Autofahrer ebenso unzumutbar, zumal auch die Frage gestellt werden muss, was die Alternative ist. Nicht jedes Fahrzeug wird mit alternative Antrieben angeboten und damit meine ich nicht Elektro- Wasserstoff oder Gasantrieb, sondern auch Benzinmotoren. Im Gegensatz zur Vergangenheit, gelten diese ja nun offenbar nach dem Gasantrieb als die Saubermänner unter den Verbrennungsmotoren, doch in manchen Fahrzeugklassen sucht man vergeblich nach Benzinmotoren.

Es fehlt an Alternativen

Im Nutzfahrzeugsektor, welcher zu einem großen Teil mit die Verantwortung für die hohe Belastung an Stickstoffoxyden trägt, gibt es kaum Alternativen zum Diesel und wenn, dann liegt der Verbrauch der Fahrzeuge so hoch, dass man sich aufgrund des CO2-Austoßes fragen muss, ob das wirklich eine Alternative wäre. LKWs und Kleintransporter werden daher heute eigentlich nur noch mit Dieselmotoren angeboten. Zwar gibt es erste Umbauten mit Elektroantrieb, doch hapert es hier oft an der geringen Reichweite. Bleiben die Berufspendler, welche ebenfalls im beträchtlichem Maße zur Luftbelastung unserer Städte beitragen. Hier kann ich aus eigener Erfahrung nach über 40000 elektrischen Kilometern berichten, dass Elektromobilität auf jeden Fall praktikabel ist, doch viele potenzielle Nutzer schrecken geringe Reichweiten und fehlende Infrastruktur.

Größere Akkus – Die Lösung ?

Obwohl die meisten Autofahrer täglich weniger als 150 Kilometer zurücklegen, ist eine Reichweite von unter 300 Kilometern für viele ein Hindernisgrund für das Elektroauto. Verständlich, denn es muss ja nicht gleich die Urlaubsfahrt mit 1000 Kilometern sein, man möchte mit seinem Auto ja vielleicht auch einmal einen größeren Ausflug machen, ohne dafür einen halben Tag zu benötigen, weil man das Auto zwischenladen muss. Ich selbst ärgere mich in Einzelfällen auch darüber, dass meine Zoe nur 150 Kilometer schafft und das auch nur im Sommer. Hinzu kommt, dass man mit solch einer Reichweite, längere Fahrten gut planen muss, denn es fehlt an Ladesäulen. Die konsequente Lösung wären also größere Akkus, oder ?

300 Kilometer bald der Standard

Leider nur zum Teil, denn noch sind Akkus der Hauptkostenfaktor bei Elektrofahrzeugen, weshalb diese Fahrzeuge im Vergleich zu Fahrzeugen mit thermischem Antrieb deutlich teurer sind. Auf dem diesjährigen Pariser Autosalon präsentieren viele Fahrzeughersteller nun endlich Fahrzeuge mit realistischen Reichweiten von über 300 Kilometern. Nachdem Tesla nach Veröffentlichung des Model 3 binnen weniger Tage respektabele Reservierungszahlen erreicht hat, wacht man bei den etablierten Herstellern langsam auf. So präsentiert Opel auf dem Pariser Salon mit dem Ampera-e einen Mini-Van, vergleichbar mit dem Opel Meriva. Das Fahrzeug, welches baugleich mit dem in den USA angebotenen Chevrolet Bolt ist, verfügt über einen 60 KWh-Akku und verspricht eine NEFZ-Reichweite von 400 Kilometern, realistisch dürften also 300 Kilometer machbar sein. Auch Renault hat für sein Kompaktfahrzeug Zoe einen neuen Akku mit 400 Kilometern (NEFZ-)Reichweite angekündigt, ein neuer Nissan Leaf wird erwartet und auch für den E-Golf soll es ein größeres Akkupaket geben. Der neu auf den Markt gekommene Hyundai Ioniq wirkt da mit 280 Kilometern Reichweite schon fast veraltet.

Doch der Preis für große Akkus ist heiß

Mit den neuen Reichweiten bewegt sich die Elektromobilität schon einmal im die richtige Richtung, wären da nicht die hohen Anschaffungskosten. Zwar gibt es für die neuen Fahrzeuge aktuell noch keine offiziellen Preise, aufgrund der großen Akkus wird jedoch für den Ampera-e ein Preis zwischen 35000 und 40000 € angenommen, wohlgemerkt in der Grundausstattung. Diese dürfte zwar, wie für Elektroautos typisch, umfangreich ausfallen, dennoch kostet ein Opel Meriva weniger als die Hälfte. Renault wird diesem Problem möglicherweise mit der Akkumiete begegnen und so den Anschaffungspreis niedrig halten, trotzdem zahlt der Kunde letzten Endes die Kosten für den Akku. Der neue Smart Fortwo soll in der elektrischen Variante 22000€ kosten, wen wundert es also dass sich diese Fahrzeuge so schleppend verkaufen ? Einer der größtem Hindernisgründe für Elektroautos bleibt bestehen – der Preis. Die staatliche Förderung von maximal 5000 € verpufft da nahezu und so wird es vermutlich noch lange dauern, bis Elektroautos unser Straßenbild bestimmen, denn nicht jeder ist so ökologisch motiviert bzw. verfügt über das nötige Kleingeld, um diese hohen Aufpreise zu tragen. Da tröstet auch wenig, dass die Folgekosten für ein Elektroauto deutlisch geringer ausfallen, mit dem spitzen Bleistift gerechnet, rechnet sich das Elektroauto nur ökologisch nicht okonomisch.

Und was ist mit dem Dieselfahrverbot ?

Wir leben in einer mobilen Gesellschaft, viele Autofahrer sind auf den Individualverkehr angewiesen und brauchen das Auto. Man kann es also drehen und wenden, wie man möchte, ohne Autos geht es nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen fahren in Deutschland viele mittlerweile einen Diesel, daran sind nicht zu Letzt die hohen Kraftstoffpreise schuld. Da der Dieselboom in den letzten Jahren stark zugenommen hat, sind viele Fahrzeuge noch relativ neu, diese jetzt zu entsorgen wäre weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll. Es müssen also mittelfristige Lösungen her. Die Automobilhersteller sollten jetzt ein vernünftiges Angebot an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben anbieten, welche nicht teurer sein dürfen als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Nur dann ließe sich ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge in 10 Jahren sozialverträglich umsetzen.

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1 Antwort zu Warum ich Dieselfahrverbote für unrealistisch halte

  1. volsor sagt:

    Danke für die gute umfassende Zusammenfassung.
    Gruß

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