Seit ich letztes Jahr auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums nahe Darmstadt den IONIQ als Testwagen gesehen habe, interessiere ich mich für das Fahrzeug. Nachdem dann allmählich erste Fakten bekannt wurden, war für mich klar, dieses Fahrzeug kommt in die engere Auswahl für die Nachfolge meiner Zoe. Eigentlich war mein Plan, nach 4 Jahren Renault wieder zu Mercedes zu wechseln und mich für einen B250 ED zu entscheiden. Teslatechnik unter der Haube, gepaart mit der soliden und wertigen Verarbeitung der Schwaben, da kann eigentlich nichts schief gehen. Auch das Model 3 gefiel mir bis auf die ungünstige Heckklappe sehr gut, aber blind ein Auto zu bestellen, mit dessen Lieferung frühestens im Jahr 2018 zu rechnen ist, kommt für mich nicht in Frage. Auch die neue Zoe scheidet aus, da sich am billigen Interieur nichts geändert hat und das Fahrzeug somit im Vergleich zu teuer ist. Zwar wurde die Reichweite mal eben verdoppelt, der Wegfall einer Schnellladeoption mit 43kW schießt die Zoe jedoch ins Aus. Eine weitere Option wäre der neue Opel Ampera-E gewesen, wer jedoch die Verkaufspolitik von Opel verfolgt, wird schnell feststellen, dass dieses Fahrzeug unkäuflich ist, zumindest in absehbarer Zeit.
Tolles Auto aber wo sind die Vorführer ?
Also wurde es Zeit, den IONIQ genauer unter die Lupe zu nehmen, was einfacher gesagt als getan war. Einen Händler aufzutreiben, der einen IONIQ Electric als Vorführwagen hat, war Anfang des Jahres im Rhein-Main-Gebiet unmöglich, erst jetzt im Mai gibt es in Darmstadt einen Händler mit einem solchen Fahrzeug. Wer als Elektromobilist in den einschlägigen Foren unterwegs ist, wird sich einem Namen nicht entziehen können – Jürgen Sangl. Herr Sangl ist Mitinhaber eines Hyundai-Autohauses in Landsberg am Lech und Herr Sangl will Elektroautos verkaufen, was ihn von vielen anderen Autohäusern unterscheidet. Bereits als der IONIQ angekündigt wurde, hat Herr Sangl eine größere Menge IONIQ Electric vorbestellt und eine weitere Menge nachgeordert. Insgesamt hatte Herr Sangl im Februar 2017 200 Autos im Vorlauf. Mit vorbildlichem Engagement versucht Herr Sangl IONIQ Electric zu verkaufen, so bietet er neben sehr attraktiven Hauspreisen auch das notwendige Kow-How und ist von Elektromobilität überzeugt. Er stellt professionelle Videos zum Fahrzeug ins Netz, welche einem das Fahrzeug so nahe bringen, dass man es bedienen kann, bevor man selbst darin Platz genommen hat. Natürlich ist dies nicht ganz uneigennützig, denn bei der Menge an auszuliefernden Fahrzeugen, bleibt kaum Zeit für eine Fahrzeugeinweisung – alleine in dieser Woche rechnet Herr Sangl mit 11 Auslieferungen. Aktuell gehen über 280 Bestellungen auf das Konto des ambitionierten Landsbergers, ein Erfolg mit dem vermutlich nicht einmal Herr Sangl selbst gerechnet hätte.
Die Nachfrage übersteigt die Verfügbarkeit
Und nicht nur er wurde wohl von der Nachfrage überrollt, auch der Hersteller in Südkorea hat offenbar nicht mit einer solch großen Nachfrage gerechnet. Mein Auto habe ich Ende Februar nach einer 1000 km langen Probefahrt beim Autohaus Sangl in Landsberg am Lech bestellt – einen IONIQ Electric in Polar White in der Ausstattungsvariante Premium, welche keine Wünsche offen lässt. Ein top ausgestattetes Fahrzeug mit den gängigen Assistenzsystemen welches zudem extrem effizient unterwegs ist. Dank CCS-Lader kann es an den an vielen Autobahnraststätten befindlichen Triplechargern zudem zügig aufgeladen werden. Aufgrund der großen Vorbestellung an Fahrzeugen sollte das Fahrzeug im Mai ausgeliefert werden, so steht es auch im Kaufvertrag. Tja, so viel zur Theorie, Ende April kam dann die Nachricht, dass sich die Auslieferung aufgrund von Produktionsverzögerungen auf Juni verschieben wird, bis zum heutigen Tag habe ich keine Info darüber, dass das Fahrzeug überhaupt gebaut wurde. Bedenkt man nun, dass zwischen dem Werk und Bremerhaven noch ein 6-wöchiger Seetransfer liegt und die Fahrzeuge dann noch einmal quer durch Deutschland gebracht werden müssen, schwindet die Hoffnung, dass der zugesagte Junitermin noch gehalten werden kann. Derzeit werden Fahrzeuge ausgeliefert, welche im Dezember 2016 bestellt wurden und auf der Sangl-Liste in den 50ern stehen. Ich habe Nr. 157, da liegen also gut 100 Fahrzeuge dazwischen und es ist schon Mai. Die Ungeduld nimmt mit jedem Tag zu und mit mir leiden zahlreiche Mitbesteller aus dem Forum von Goingelectric. Bleibt zu hoffen, dass bald eine große Lieferwelle kommt, damit die ungeduldig wartenden Kunden endlich ihre Fahrzeuge bekommen. Es ist schon sehr bedauerlich, dass das Engagement eines ambitionierten Händlers vom Hersteller dermaßen torpediert wird. Ein paar mehr Infos aus Korea und die Kunden wüssten frühzeitig woran sie sind. Ferner sollte man bei der Nachfrage darüber nachdenken, die Produktion hochzufahren, einer der wenigen Punkte in dem die Koreaner von den deutschen Automobilherstellern noch etwas lernen können.